Grönland im Winter


Das Eisfjord bei Ilulissat
Eisfjord-Panorama

Ilulissat

Die Küstenstadt ist durch den Eisfjord berühmt, und der ist auch unter nicht idealen Bedingungen imposant – wobei „nicht ideal“ hier nur heißt, dass das Wasser zu unruhig war, um klare Spiegelungen der Eisberge zu sehen. Wir waren nur knapp zwei Tage in Ilulissat, dennoch sind spannende Fotos entstanden und wir würden ja noch für eine weitere Woche zurückkommen … dachten wir.

Über 500km nördlich des Polarkreises liegt Uummannaq – mit dem Helikopter eine gute Stunde von Ilulissat entfernt. Die auf der kleinen Insel verstreut liegenden, bunten Häuser sind allein schon einen Besuch wert. In Kombination mit den langen Dämmerungen, Eisbergen, den Nordlichtern und dem namensgebenden Berg wird Uummannaq aber zu einer Wunderwelt für Fotografen.

Wegweiser zu benachbarten Siedlungen
Nur wohin zu Fuß?

Am Tag der Abreise streikte unser Helikopter. Alle weiteren Orte blieben also unerreichbar … und die „Groundhog Day“-würdigen Wiederholungen von Defekten und widrigen Windbedingungen konnten starten.
Für die nächsten 6 Tage sollte der Tagesablauf im Wesentlichen so aussehen: aufwachen, grandioser Sonnenaufgang, Flug abgesagt, Gutscheine von Air Greenland für Verpflegung werden übergeben, dann wahlweise ins Cafemma (einziges, aber auch sehr empfehlenswertes Cafe/Restaurant im Ort) oder den lokalen Pilersuisoq (Supermarkt), erkunden neuer Fotomöglichkeiten, kleines Nickerchen und Aufbruch in die Nacht…..Stuck in the Nnaq .

Der wohl beste Nebeneffekt des extremen Windes: der See unterhalb des markanten Berges wurde in großen Teilen von der Schneedecke befreit und ich konnte eines meiner erhofften Motive mit ausreichend Zeit gestalten.

Überhaupt sollten die besten Fotos während dieser unfreiwilligen Verlängerung entstehen.

Mit jeder neuen Flugabsage wurden aber auch die Nächte besser und die Aurora stärker – definitiv meine besten Flugabsagen ever.

Nach 10 Tagen gab es die Möglichkeit, mit einem von einer ebenfalls gestrandeten französischen Filmcrew gecharterten Fischerboot über die Baffin Bay gen Ilulissat zu schippern. Die Aussicht auf 18 Stunden schwere See im Polarmeer war nur so mittel-attraktiv, also lieber eine weitere Nacht Nordlichter jagen. Diese Zaghaftigkeit sollte belohnt werden, denn am nächste Tag landete der Helikopter wieder in Uummannaq und ich war wenig später an Bord der ersten Teilstrecke des Rückfluges Uummannaq -> Qaarsut -> Ilulissat – > Nuuk -> Kopenhagen -> Düsseldorf.

Tipps für Fototrips im Winter nach Grönland

Da ich in der Vorbereitung nicht die gewohnt überbordenden Infos fand, hier eine kommentierte Liste dessen, was ich für diese Reise benötigt habe und für essentiell halte. Möge es dem/der geneigten Reisende*n helfen.

Fotografie

  • Kameras: ein Ersatzbody ist unerlässlich, bei einem Defekt ist der nächste Kamerahändler weit, vermutlich in Nuuk – außerdem reduziert dies die nötigen Objektivwechsel bei Schnee und Wind
  • Akkus: viele, zwei pro Kamera und mindestens einen weiteren Ersatzakku
  • Speicherkarten: mir reichten zwei Sets je Kamera (jeweils mit 2x64GB für die höher auflösende R5 und 2x32GB für die niedriger auflösende R6), allerdings nehme ich auch keine Videos oder Timelapses auf
  • Objektive: ich versuche, halbwegs leicht unterwegs zu sein (durch das Teleobjektiv hat das diesmal nur bedingt geklappt)
    • RF 15-35 f2,8: durch die große Blende neben der Landschaftsfotografie auch für die Nacht-/Aurora-Fotografie ideal
    • RF 24-105 f4: wie fast immer am häufigsten benutzt und meines Erachtens ein stark unterschätztes Objektiv
    • RF 100-500 f4.5-7.1: seltener benutzt, aber dafür mit tollen Ergebnissen. Ich hatte dieses Objektiv wegen der solideren Bauweise geliehen, aber das deutlich leichtere – und günstigere – RF 100-400 hätte wohl auch gereicht
  • Filter: Polfilter (CPL). NDs hatte ich dabei und kein einziges Mal benötigt
  • Stativ: für Fotos in extremeren Bedingungen nutze ich ein größeres und robusteres Stativ und kein Reisestativ. Gerade für manuell belichtete Nachtaufnahmen ist eine Kameraposition auf Augenhöhe – z.B. zum Prüfen der Schärfe – großartig.

Kleidung

Obwohl der Klimawandel in Grönland leider besonders sicht- und spürbar ist, bewegte sich die Temperatur an einigen Tagen in Richtung -30 Grad (plus Wind-Chill). Da ich im kältesten Ort der Reise – Uummannaq – strandete und ein Teil des Gepäcks in Ilulissat lag, musste Folgendes aus dem kleinen Duffel-Bag (50 Liter), den ich für den Helikopter-Flug dabei hatte, für 11 Tage reichen. Und das hat es problemlos auch, es gibt schließlich auch in Grönland Waschmaschinen.

  • Base-Layer Shirts: drei aus Merino, davon eins dünn, um es unter einem zweiten tragen zu können
  • Base-Layer Hosen: zwei aus Merino (natürlich lang)
    • Tipp: ein Shirt und eine Hose durch z.B. den PolarTec Bib von Rab ersetzen
  • Mid-Layer: ein dickerer oder zwei dünnere
  • Softshell-Hose
  • Ski-Hose
  • Winter-Parka: sparen bringt hier nichts, unbedingt mit Kapuze
  • Winter-Stiefel: in der Arctic-Ausführung
  • Socken: drei Paar Liner und zwei Paar dicke Socken (Merino, bei Bedarf übereinander tragen)
  • Handschuhe und Fäustlinge: wobei die Ersten für sehr kalte Nächte in die Zweiten passen sollten
  • Sonstiges
    • Winterausrüstung: Spikes/Crampons, Handwärmer, Balaclava, Mützen. Tipp: Öl-basierte Babycreme fürs Gesicht/Hände (wasserbasierte Produkte frieren ein)
    • Gepäck: entgegen anders lautenden Informationen hat Air Greenland das Carry-On Maximalgewicht von 8kg nicht übergenau kontrolliert, ich hatte mit gut 10kg keine Probleme (mein Aufgabegepäck lag aber auch deutlich unter den maximalen 20kg). Apropos Gepäck: der Hin- und Rückflug bestand je aus fünf Etappen, daher kann ein AirTag sinnvoll sein